Unternehmen haben sich in der Vergangenheit während Corona als sehr anpassungsfähig und innovativ erwiesen. Allerdings setzen Digitalisierung, Dekarbonisierung, demografischer Wandel und De-Globalisierung die Unternehmen einander überlappend unter Druck. Der internationale Wettbewerb sortiert sich neu und erzwingt für den Hochlohnstandort Deutschland nicht nur die Revision zahlreicher Lieferketten - sondern auch eine Anpassung der bisherigen Arbeitsmodelle und Strukturen. All das verläuft unter den Randbedingungen eines Fach- und Arbeitskräftemangels.
Wir leben deshalb in Zeiten, die klare Analysen und beherztes Handeln erfordern. Deutschland steht vor den größten wirtschaftlichen Umwälzungen in der Geschichte der Bundesrepublik. Der Krisencocktail – Strukturwandel, Krieg, Inflation, Energieunsicherheit, Corona – ist eine gefährliche Mischung. Die vergangenen 70 Jahre waren geprägt von Wachstum und steigendem Wohlstand. Doch jetzt befinden wir uns an einem für unser Land kritischen Punkt. Die politischen Weichenstellungen, die wir in dieser Legislatur vornehmen, werden über die Wettbewerbsfähigkeit und damit über die soziale Sicherheit Deutschlands in den kommenden Jahrzehnten entscheiden.
Wir werden in eine Ära des stagnierenden, wahrscheinlich sogar des schrumpfenden Wohlstands eintreten – wenn wir nicht gegensteuern. Doch die Handlungsnotwendigkeit scheint in der Politik nicht bei allen angekommen zu sein. Dabei sind die Fakten deutlich: Seit Jahren verliert Deutschland an internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland ist auch kein Top-Standort mehr für Investoren. Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, ist das goldene Zeitalter bald vorbei.
Der Tanker Deutschland muss neu auf Kurs gebracht werden. Die Politik muss den Kompass und das Wetter richtig lesen – und endlich reagieren. Sonst droht eine Irrfahrt.
Folgende Maßnahmen sind entscheidend, damit der Begriff „Dynamik“ nicht nur eine leere Hülle bleibt:
- Wir brauchen mehr Ehrgeiz bei der Veränderung! Die Zukunft liegt in mehr Wettbewerbsfähigkeit. Wir sollten uns Ziele setzen, die das größte und wirtschaftlich stärkste Land Europas wieder zur alten Stärke zurück verhilft. Ganz nach dem Motto: Fly with the eagels or scratch with the chickens?
- Wir müssen wieder spitze werden wollen! Der Strukturwandel muss aktiv von uns Unternehmern gestaltet werden. Ein Strukturwandel lässt sich nicht zentral aus Berlin steuern! Wir müssen einfacher, schneller und flexibler werden. Der viel zu enge ordnungspolitische Rahmen, den der Staat setzt, wirkt wie ein schwerer Anker für die Wirtschaft. Aktuell verlieren wir Strukturen, die nicht wiederkommen werden.
- Wir brauchen mehr Lust auf Arbeiten! Die Arbeitswelt steht Kopf und wir müssen gemeinsame Lösungen finden. Die Arbeitswelt verändert sich. Der Arbeitsmarkt hat sich zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt. Unternehmen müssen sich überlegen, was sie Bewerbern anbieten können, um im Wettbewerb um die schlausten und innovativsten Köpfe hervorzustechen. Die Arbeitswelt verändert sich. Nicht nur aus Sicht der Arbeitgeber – noch wesentlicher sind die Einstellungen der Beschäftigten zum Arbeitsleben. Gerade da erleben wir eine Revolution.
Der Arbeitsmarkt hat sich zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt. Unternehmen müssen sich überlegen, was sie Bewerbern anbieten können, um im Wettbewerb um die schlausten und innovativsten Köpfe hervorzustechen.
- Wir brauchen mehr Anerkennung wirtschaftlicher Stärke! Nur mit einer starken Wirtschaft gibt es auch ein starkes Land. Die politisch Verantwortlichen in Deutschland stellen derzeit die Moral vor den wirtschaftlichen Erfolg. Gewinn wird diskreditiert, Eigentum nicht als Motor für Wohlstand gesehen, sondern als Bemessungsgrundlage für Substanzsteuern. Mit diesem Mindset wird nicht nur der Standort, sondern auch die Energiewende und der Kampf gegen den Klimawandel scheitern.
- Und wir brauchen mehr Freiheit und weniger Vollkasko! Die Politik muss die Regulierungsbremsen lösen. Der Staat hat in der Krise Stärke gezeigt. Wirtschaftshilfen, Kurzarbeitergeld, Gaspreisbremse und die Abgabenfreiheit der Einmalzahlung – all das waren wichtige Maßnahmen, um die Wirtschaft zu stützen und Arbeitsplätze zu sichern. Wenn Märkte völlig aus dem Lot geraten, muss der Staat eingreifen. Aber wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht an diesen allgegenwärtigen, unterstützenden Staat gewöhnen. Wir müssen wieder zu den Regeln der Sozialen Marktwirtschaft zurückfinden.
Um das klar zu sagen: Ich bin ein Anhänger der Sozialen Marktwirtschaft und der Sozialpartnerschaft. Aber in unserem Land ist einiges aus der Balance geraten. Deshalb bin ich der Meinung: Wir brauchen eine neue Dynamik in der Wirtschaft und in der Arbeitswelt!
Es grüßt Sie herzlich,
Ihr Dr. Rainer Dulger Arbeitgeberpräsident
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